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Posts

Notbetreuung

Ein interessantes Potpourri an Perspektiven auf das Spannungsfeld Familie und Erwerbsarbeit in der Muttertagsedition des Stader Tageblattes! Nur, es fehlt der Zusammenhang. Doch zunächst zitiere ich den hoffnungsvollen Satz der Wissenschaftlerin Barisic: „Da zurzeit viele Männer und Väter von zu Hause arbeiten und sehen, was Frauen und Mütter an Care-Arbeit leisten, könnte dies zu einer wichtigen Erfahrung werden und einen kulturellen Wandel einläuten.“ Fast hätte ich meinen Frühstückskaffee quer über den Tisch gespuckt vor Lachen. Das diese Strategie nicht aufgehen wird, kann ich mit einem jahrhunderte andauernden Langzeitexperiment belegen. Unbezahlte Versorgungsarbeit, insbesondere von Frauen verrichtet, bleibt unsichtbar - auch bei besten Lichtverhältnissen! Die – zugegebenermaßen deutlich kleinere Kontrollgruppe – männlicher Probanden berichtet dagegen mit extremen Gefühlsäußerungen konfrontiert zu sein: von staunender Sprachlosigkeit, über Ablehnung bis hin zum extrem abgefeie

Manche Leute drehen nie durch #wmdedgt

In diesem Blog, in dem eine Frau tagtäglich ihre Handlungen beschreibt und die nie enden wollende Aneinanderreihung von profanen Aufgaben aufführt, dreht nie jemand durch. Aufstehen, morgendliche Restauration, Frühstück richten, zur Arbeit gehen, Kinder versorgen, sportliche Aktivitäten, körperliche Verrichtungen, körperliche Aufrechterhaltung in Form von weiteren ästhetischen Korrekturen, Aufrechterhaltung der häuslichen Ordnung, Gestaltung der Nahrungsaufnahme für sich und andere, Gesunderhaltung der Familie, Organisation der Familie, humoreske Betrachtungen von Widerständen, selbstherabsetzender Humor und Handarbeiten. Die Frau ist der beste aller Roboter. Sie macht und tut, tagein tagaus und des Abends fällt sie, nach pflichtbewusster Leerung des Cache mithilfe von Streamingdiensten oder dicken Romanen (sie liest IMMER ein Buch), in tiefen traumlosen oder auch albträumenden Schlaf, um dann mit dem Weckerklingeln aus dem Bett zu schnellen und wieder einen weiteren Tag in unendlich v

Mädchen beherrschten die Welt ...

... wenn die Welt eine Grundschule wäre. Die Mädchen sind in der Grundschule überdurchschnittlich oft überaus erfolgreich. Leider setzt sich dieser Trend im Leben da draußen nicht so fort. Dort gibt es immer noch zu wenig Frauen in Führungspositionen. Da verdienen die Frauen immer noch weniger Geld für gleiche Arbeit. Da folgen Frauen immer noch viel zu oft traditionellen Vorstellungen und reißen sich ein Bein dabei aus, in Teilzeit zu beweisen, dass man sie trotzdem noch "ernst" nehmen kann. Während es bei den Männern halt einfach gar nicht geht, dass sie Teilzeit arbeiten (zur Zeit oder in der Branche ... Beliebiges bitte einfügen).  Das zeigt uns doch, dass wir in der Grundschule falsche Massstäbe setzen bzw. gesellschaftliche Konventionen stützen, die für Frauen zum Nachteil werden. Während Jungen häufig gelobt werden dafür Risiken einzugehen und es gesellschaftlichen Normen entspricht, wenn sich Jungs wild und unangepasst verhalten, ist es bei Mädchen oft eher so, d

Vereinbarkeit

Mein Beruf ist ganz hervorragend vereinbar mit der Familie. So toll! Historisch gesehen, ist mein Beruf eine Spezialanfertigung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das erklärt natürlich auch, warum Lehrerinnen halt chronisch unterbezahlt und überarbeitet sind. Das passt einfach perfekt zu der Rolle, die sie sonst im Leben zu spielen haben und der Wertschätzung, die sie für ihre Leistungen erhalten. Als Lehrerin kümmert man sich um andere und deren fortkommen. Das tut man doch als Mutter auch. Passt super! Als Lehrerin stellst du deine eigenen Bedürfnisse hinter die Bedürfnisse anderer. Du gehst nicht auf's Klo. Du trinkst und isst nicht und du machst keine Pausen. Dein Job ist es, zu helfen, zu unterstützen, zu vermitteln, zu beaufsichtigen. Du trägst Verantwortung für alles! Die Wertschätzung dafür erhältst du oft in Form von krakeligen Bildern, unleserlichen Briefen und in Form von weichgekneteten Vierteln von Pausenbroten, dargereicht auf schwitzenden Händchen. Darüber s

Hilfe annehmen

Soweit ich weiß, hat es im deutschen Bildungssystem in den letzten Tagen keine Revolution gegeben. Aber ich habe seit Montag mitunter zwei Praktikantinnen und eine Lehramtsanwärterin zur Unterstützung in der Klasse gehabt, weil die Schulbegleiterin krank ist.  Ja, man muss aber auch einfach mal um Hilfe bitten.  Ich musste nur innerhalb von zwei Tagen 860 Gespräche zwischen Tür und Angel mit sieben verschiedenen Personen führen, um diese Hilfe zu erhalten!  Die eine Praktikantin hat immer ihre dicke Daunenjacke und ihren Schal an und kommt 10 Minuten zu spät, das heißt, sie kommt nach der Lehramtsanwärterin, die ja auch schon immer 5 Minuten zu spät kommt und die dritte Praktikantin ist zwar pünktlich, aber extrem phlegmatisch. Was ist mit ihr? Sie verdreht die Augen vor jeder Bewegung und als ich sie heute darum bat, einer Schülerin zu helfen, fragte sie mich ganz gedehnt, während sie ihren schweren Kopf mithilfe einer Hand in meine Richtung hob und dabei angestrengt in die Son

1000 Antworten an mich selbst

Bist du heute etwa auch wieder mit dem Fahrrad gekommen? Ja. Wann ist eigentlich Pause? Das frage ich mich auch schon mein Leben lang. Was muss ich hier machen? Sag mir Bescheid, wenn du es heraus gefunden hast. Was schreibst Du eigentlich immer in dieses Buch? Ich schreibe auf, was ihr lernen sollt und wer krank ist. Wie häufig wechselst Du die Bettwäsche? Immer wenn jemand Grippe hatte oder das Wochenbett zu Ende geht.  Warum hast du nie Bettwäsche, die zusammen passt? Das haben wir nicht, weil wir nie schöne Dinge haben können. Alles geht kaputt oder verloren und solange es seine Funktion erfüllt, wird hier nichts weggeschmissen. So wachsen unsere Kinder in einem Umfeld fern ab von jeglicher Ästhetik auf.  Wie entspannst du dich am besten? Ich liege regungslos mit geschlossenen Augen auf einer ebenen Fläche in einem warmen stillen Raum.

Was anderen Menschen passiert …

Anderen Menschen geht es manchmal schlecht, weil sie schlimme Dinge erlebt haben. Anderen Menschen geht es schlecht, weil man sich als Kind nicht um sie gekümmert hat. Anderen Menschen geht es schlecht, weil man ihnen als Kind gemeine Dinge gesagt hat. Anderen Menschen geht es schlecht, weil man sie als Kind geschlagen hat. Andere Menschen bekommen chronische Krankheiten, weil sie als Kind unter Dauerstress standen, weil man sie nicht geschützt hat, weil man sie nicht behütet hat, weil sie allein waren, weil sie verdreht wurden, weil sie verbogen wurden, weil sie nicht sagen durften, wie es ihnen geht, weil sie nicht sagen durften, was sie NICHT möchten, deshalb geht es manchen Menschen schlecht. Manche Menschen können nicht gut mit Veränderungen umgehen, weil sie Angst haben, sie könnten die Kontrolle verlieren, weil sie sich dann wieder fühlen, wie ein kleines Kind. Manche Menschen können nicht gut mit Gewalt umgehen, weil sie das zurückversetzt, weil sie sich dann wieder