Mein Beruf ist ganz hervorragend vereinbar mit der Familie. So toll! Historisch gesehen, ist mein Beruf eine Spezialanfertigung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das erklärt natürlich auch, warum Lehrerinnen halt chronisch unterbezahlt und überarbeitet sind. Das passt einfach perfekt zu der Rolle, die sie sonst im Leben zu spielen haben und der Wertschätzung, die sie für ihre Leistungen erhalten. Als Lehrerin kümmert man sich um andere und deren fortkommen. Das tut man doch als Mutter auch. Passt super!
Als Lehrerin stellst du deine eigenen Bedürfnisse hinter die Bedürfnisse anderer. Du gehst nicht auf's Klo. Du trinkst und isst nicht und du machst keine Pausen. Dein Job ist es, zu helfen, zu unterstützen, zu vermitteln, zu beaufsichtigen. Du trägst Verantwortung für alles! Die Wertschätzung dafür erhältst du oft in Form von krakeligen Bildern, unleserlichen Briefen und in Form von weichgekneteten Vierteln von Pausenbroten, dargereicht auf schwitzenden Händchen. Darüber solltest du dich von ganzem Herzen freuen. Deine Putzfrau verdient nämlich pro Stunde - wenn man mal deine reale Arbeitszeit zugrunde legt und deine Putzfrau fair bezahlt wird - mehr als du. Aber Geld macht auch nicht glücklich.
Wertschätzung! Du bekommst in diesem Beruf sehr viel Wertschätzung in ideeller Form. Manchmal ist die Form auch wie ein Hundeschiss im Vorgarten. Jeder lädt seinen Mist bei dir ab. Du trägst die Verantwortung, du bist auch an allem Schuld. Kinder haben Läuse, Kinder machen Fehler, Kinder werden krank, Kinder haben Streit, Kinder haben keine Lust, Kinder verlieren Sachen? Alles deine Schuld. Zu deinem Beruf gehört es, dass du es allen Recht machen sollst. Du sollst lieb, mütterlich, humorvoll, selbstlos, gesund, sportlich, schön, adrett, friedlich, freundlich, höflich, gut gelaunt, begeistert und klug sein. Das alles lässt sich auf's Trefflichste mit dem Muttersein vereinbaren.
Du machst es allen schön. Alle sollen sich wohlfühlen und alles soll ansprechend aussehen. Dein Zuhause ist doch eh schon total instagram worthy und voll mit Gestaltungsideen von Pinterest. Das machst du auch mit deinem Klassenraum so. Wie du das hinbekommst interessiert keinen. Wieviel Geld du dafür ausgibst, muss keiner wissen. Dass du deine ganze Familie mit eingespannt hast, um zu helfen? Egal. Das du etwa doppelt so viele Stunden arbeitest, als du eigentlich bezahlst wirst? Egal. Wichtig ist die Wirkung. Das baut Druck auf. Das erhält den Status quo.
Deine Kolleginnen arbeiten alle Teilzeit, weil sie Zuhause auch noch Vollzeit Hausfrauen sind. Etwa 75% deiner Kolleginnen haben chronische Krankheiten, die auf Stress zurückzuführen sind. Deine Kolleginnen sind zu 100% Frauen. Dein Chef ist der einzige Mann weit und breit. Er ist direkt in den gläsernen Fahrstuhl gestiegen. Eigentlich ist er doch ganz nett und wenn man ihn auf eine bestimmte Art um etwas bittet und ihm immer zwischendurch sagt, wie toll er ist, dann kommt man auch relativ gut mit ihm zurecht. Ansonsten regelt man möglichst alles alleine, denn er bekommt schnell einen roten Kopf und fühlt sich so leicht angegriffen. Die Sekretärin kann alle seine Aufgaben prima übernehmen, wenn er mal nicht da ist. Sie schafft dann auch viel mehr. Ein Phänomen, dass vielen von Zuhause bekannt vorkommen mag. Lässt sich also gut vereinen.
Toll sind natürlich besonders die Ferien. Deshalb lässt sich dein Beruf halt auch so gut mit der Familie vereinen. In den Ferien gehen deine Kinder natürlich in keine Betreuung. In den Ferien kümmerst du dich mal so richtig und uneingeschränkt um deine Kinder und machst all die Sachen, die du sonst nie schaffst. Steuererklärung, krank sein, Beihilfe einreichen, Fenster putzen, dich um deine Beziehung KÜMMERN und das Haus renovieren. Unterricht vorbereiten kannst du besser nachts, wenn es ruhig ist.
Nicht so gut vereinen mit Beruf und Familie lassen sich schlechte Laune, Erschöpfung, Aggressionen und der Wunsch verkrustete patriarchale, weiße, hetero - normative Machtstrukturen zu zerschlagen. Das geht gar nicht.
Wie sieht das bei dir aus? Hast Du schon mal überlegt Lehrerin zu werden, weil der Beruf einfach so toll mit der Familie vereinbar ist und man so viel Ferien hat? Oder möchtest du mir dringend noch sagen, dass es anderen viel schlechter geht und ich ein undankbares Miststück bin? Ich bin gespannt, wie du Familie und Beruf vereinbarst!
Als Lehrerin stellst du deine eigenen Bedürfnisse hinter die Bedürfnisse anderer. Du gehst nicht auf's Klo. Du trinkst und isst nicht und du machst keine Pausen. Dein Job ist es, zu helfen, zu unterstützen, zu vermitteln, zu beaufsichtigen. Du trägst Verantwortung für alles! Die Wertschätzung dafür erhältst du oft in Form von krakeligen Bildern, unleserlichen Briefen und in Form von weichgekneteten Vierteln von Pausenbroten, dargereicht auf schwitzenden Händchen. Darüber solltest du dich von ganzem Herzen freuen. Deine Putzfrau verdient nämlich pro Stunde - wenn man mal deine reale Arbeitszeit zugrunde legt und deine Putzfrau fair bezahlt wird - mehr als du. Aber Geld macht auch nicht glücklich.
Wertschätzung! Du bekommst in diesem Beruf sehr viel Wertschätzung in ideeller Form. Manchmal ist die Form auch wie ein Hundeschiss im Vorgarten. Jeder lädt seinen Mist bei dir ab. Du trägst die Verantwortung, du bist auch an allem Schuld. Kinder haben Läuse, Kinder machen Fehler, Kinder werden krank, Kinder haben Streit, Kinder haben keine Lust, Kinder verlieren Sachen? Alles deine Schuld. Zu deinem Beruf gehört es, dass du es allen Recht machen sollst. Du sollst lieb, mütterlich, humorvoll, selbstlos, gesund, sportlich, schön, adrett, friedlich, freundlich, höflich, gut gelaunt, begeistert und klug sein. Das alles lässt sich auf's Trefflichste mit dem Muttersein vereinbaren.
Deine Kolleginnen arbeiten alle Teilzeit, weil sie Zuhause auch noch Vollzeit Hausfrauen sind. Etwa 75% deiner Kolleginnen haben chronische Krankheiten, die auf Stress zurückzuführen sind. Deine Kolleginnen sind zu 100% Frauen. Dein Chef ist der einzige Mann weit und breit. Er ist direkt in den gläsernen Fahrstuhl gestiegen. Eigentlich ist er doch ganz nett und wenn man ihn auf eine bestimmte Art um etwas bittet und ihm immer zwischendurch sagt, wie toll er ist, dann kommt man auch relativ gut mit ihm zurecht. Ansonsten regelt man möglichst alles alleine, denn er bekommt schnell einen roten Kopf und fühlt sich so leicht angegriffen. Die Sekretärin kann alle seine Aufgaben prima übernehmen, wenn er mal nicht da ist. Sie schafft dann auch viel mehr. Ein Phänomen, dass vielen von Zuhause bekannt vorkommen mag. Lässt sich also gut vereinen.
Toll sind natürlich besonders die Ferien. Deshalb lässt sich dein Beruf halt auch so gut mit der Familie vereinen. In den Ferien gehen deine Kinder natürlich in keine Betreuung. In den Ferien kümmerst du dich mal so richtig und uneingeschränkt um deine Kinder und machst all die Sachen, die du sonst nie schaffst. Steuererklärung, krank sein, Beihilfe einreichen, Fenster putzen, dich um deine Beziehung KÜMMERN und das Haus renovieren. Unterricht vorbereiten kannst du besser nachts, wenn es ruhig ist.
Nicht so gut vereinen mit Beruf und Familie lassen sich schlechte Laune, Erschöpfung, Aggressionen und der Wunsch verkrustete patriarchale, weiße, hetero - normative Machtstrukturen zu zerschlagen. Das geht gar nicht.
Wie sieht das bei dir aus? Hast Du schon mal überlegt Lehrerin zu werden, weil der Beruf einfach so toll mit der Familie vereinbar ist und man so viel Ferien hat? Oder möchtest du mir dringend noch sagen, dass es anderen viel schlechter geht und ich ein undankbares Miststück bin? Ich bin gespannt, wie du Familie und Beruf vereinbarst!
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