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Mädchen beherrschten die Welt ...

... wenn die Welt eine Grundschule wäre. Die Mädchen sind in der Grundschule überdurchschnittlich oft überaus erfolgreich. Leider setzt sich dieser Trend im Leben da draußen nicht so fort. Dort gibt es immer noch zu wenig Frauen in Führungspositionen. Da verdienen die Frauen immer noch weniger Geld für gleiche Arbeit. Da folgen Frauen immer noch viel zu oft traditionellen Vorstellungen und reißen sich ein Bein dabei aus, in Teilzeit zu beweisen, dass man sie trotzdem noch "ernst" nehmen kann. Während es bei den Männern halt einfach gar nicht geht, dass sie Teilzeit arbeiten (zur Zeit oder in der Branche ... Beliebiges bitte einfügen). 

Das zeigt uns doch, dass wir in der Grundschule falsche Massstäbe setzen bzw. gesellschaftliche Konventionen stützen, die für Frauen zum Nachteil werden. Während Jungen häufig gelobt werden dafür Risiken einzugehen und es gesellschaftlichen Normen entspricht, wenn sich Jungs wild und unangepasst verhalten, ist es bei Mädchen oft eher so, dass die Erwartung besteht, dass sie sich regelkonform, brav und angepasst verhalten. Kinder internalisieren diese gesellschaftlichen Erwartungen. Während die Mädchen auf diese Weise im Schulsystem relativ erfolgreich sind und somit in ihrem Streben nach Zurückhaltung, Anpassung und Perfektionismus bestärkt werden, dass ihnen auch oft in der Grundschullehrerin begegnet, kommen sie in der realen Welt schnell an die Grenzen und scheitern am eigenen Perfektionismus. Viele Frauen trauen es sich nicht zu in Führung zu gehen, weil sie denken, sie böten zu Angriffsfläche (Imposter Syndrom), sie seinen nicht Perfekt genug. Sie trauen es sich nicht zu, ungewöhnliche Wege zu gehen, unangenehme Entscheidungen zu treffen und Fehler zu machen. Spätestens wenn die Frauen Mütter werden und ihre Ansprüche nach Perfektion in allen Lebensbereichen Überforderung erzeugen, sitzen sie in der Falle.
    
Mut ist ein Muskel.
Du kannst nicht mutig sein, wenn du erschöpft bist.
Du musst dich ausruhen.
Du musst dich zufrieden geben. Lass es einfach so. Es ist nicht perfekt. Es ist gut genug.
Du musst die Dinge so angehen, dass Du ein mittelmäßiges Ergebnis erzielst. 
Achte darauf, dich nicht zu sehr anzustrengen. Ausdauer baut sich auf, wenn du dich nebenbei noch locker unterhalten kannst. Nur so gewinnst du Ausdauer.

Mut ist ein Muskel, den du trainieren musst.
All die Dinge, die du dir gewünscht hast und dir nicht gestatten konntest:
- das Kind, das nicht kommen durfte und das Kind, das du eigentlich gar nicht mehr wolltest
- die Position, für die du dich noch nicht perfekt genug fühltest
- die Beziehung, die du nicht eingegangen bist
- den Genuss, denn du dir nicht gönnen konntest
- die Aufgabe, die du nicht deutlich abgelehnt hast
- die Kleider, die du nicht tragen konntest, weil ...
- der verschlungene Weg, den du nicht gehen konntest, weil ...
All die Leben, die wir nicht gelebt haben, lassen uns zurück mit großem Bedauern. Dann ist da diese Frau, die etwas tut, was Du dir selbst nicht gestatten konntest. Einfach so! Das geht doch nicht! Wir verurteilen das. Wir lehnen das ab. Wir sähen Zwietracht und entspinnen Dramen. Aber der wunde Punkt wird bleiben, wenn wir uns unser Bedauern nicht ehrlich eingestehen. Da wo sich das Bedauern zeigt, da ist der richtige Weg. 

Ich ermutige dich, Risiken einzugehen. Ich wünsche mir mehr mittelmäßige Frauen in Führungspositionen. Ich wünsche mir Eltern, die ihren Kindern eine Stulle statt einer Bentobox mit geben. Ich wünsche mir (schwangere) Lehrerinnen, die sagen, so Kinder, jetzt machen wir alle einen Mittagsschlaf. Ich wünsche mir Kolleginnen, die sagen, diesen Unsinn mache ich nicht mit. Ich wünsche mir, dass ich meine Mittelmäßigkeit als Zeichen von kognitiver und emotionaler Hochintelligenz wertschätzen lerne.

Wir sollten uns gegenseitig motivieren, Risiken einzugehen, anstatt Perfektion anzustreben. Perfektionismus führt dazu, dass wir aufgeben, bevor wir es überhaupt versucht haben. Perfektionismus macht uns unglücklich. Das bedeutet, du darfst nach den Sternen greifen! Du darfst es auf deine Art tun! Du musst weder perfekt sein, um Führung anzustreben, noch musst deine Aufgaben perfekt erfüllen. Du darfst Fehler machen. Du darfst scheitern. Du darfst auch einfach mittelmäßig sein.


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